Mit praktischen Hilfen in Krisensituationen nachhaltig Orientierung und Sicherheit geben: Neues Beratungsangebot der Evangelischen Beratungsstelle Herne stärkt Frauen in Not für ein Leben mit dem Baby
„Jung und schwanger – was jetzt?“ In die Vorfreude, ein Kind zu erwarten, mischen sich bei jungen Frauen häufig Zweifel, Existenzsorgen und Zukunftsängste. Kathrin Arnemann weiß, was junge Schwangere brauchen, um trotz aller Schwierigkeiten weitermachen zu können. Die angehende Hebamme bietet Frauen in Not in der evangelischen Beratungsstelle für Ehe-, Paar- und Lebensberatung an der Schaeferstraße 8 in Herne kostenlose Sprechstunden zu den Themen Schwangerschaft, Geburt und Elternschaft an.
Seit August 2023 unterstützt Kathrin Arnemann in Herne junge Schwangere dabei, trotz aller Widrigkeiten ihr Kind zu bekommen. Die 26-Jährige studiert im 7. Semester Hebammenkunde an der Hochschule für Gesundheit in Bochum. Im Rahmen ihrer Ausbildung hat sie viele praktische Erfahrungen gesammelt, die sie an die Ratsuchenden weitergibt. Kathrin Arnemann: „Das Leben junger Erwachsener ist von vielen Umbrüchen und Schwierigkeiten geprägt, da sie das erste Mal auf eigenen Beinen stehen – sozial, finanziell und organisatorisch. Wenn zu dieser Lebensphase eine Schwangerschaft hinzukommt, entwickeln sich oft Gefühle der Überforderung und Orientierungslosigkeit. Unser Ziel ist es, dieser Verunsicherung durch praktische Hilfen entgegenzuwirken, die Frauen zu stärken und in ihrer Handlungsfähigkeit zu unterstützen.“
Riesige Informationslücken
Finanziert wird das bis Februar 2025 befristete Projekt „Jung und schwanger – was jetzt?“ durch die Krupp-Stiftung in Essen. Es richtet sich an Schwangere, werdende Väter, Alleinerziehende und Paare mit kleinen Kindern. Die meisten der ratsuchenden Frauen – in der Regel zwischen 18 und 21 Jahre alt – sind ungeplant schwanger geworden, befinden sich noch in der Ausbildung, erhalten keinerlei familiäre Unterstützung oder verstehen nur wenig Deutsch. „Der Informationsbedarf zu Unterstützungsangeboten für Schwangere ist riesig“, sagt Kathrin Arnemann. Sie versteht sich als Lotsin im System der finanziellen und sozialen Hilfen, füllt Anträge aus, unterstützt bei der Wohnungssuche, begleitet bei Behördengängen oder zieht bei Bedarf weitere Berater*innen aus dem Netzwerk hinzu. Immer nimmt sie sich Zeit für ein ausführliches Gespräch, das durchaus zwei Stunden dauern kann.
Vertrauensvolle Gespräche
Weil die evangelische Beratungsstelle die Möglichkeit hat, für schwangere Frauen finanzielle Hilfen aus Mitteln der „Bundesstitung Mutter und Kind – Schutz des ungeborenen Lebens“ zu beantragen, insbesondere für die Erstausstattung, hat die Einrichtung viel Kontakt zu Frauen und Familien aus Herne und Castrop-Rauxel. „Bei diesen Begegnungen wird immer wieder deutlich, dass neben der finanziellen Not der Frauen häufig ein großer Informations-, Beratungs- und Gesprächsbedarf besteht“, sagt Sabine Karkuth-Dohmeier, die Leiterin der Beratungsstelle. „Deshalb sind wir sehr froh, dass Kathrin Arnemann bei uns ist. Sie ergänzt unser Angebot um vertrauensvolle Gespräche mit den Schwangeren zu zentralen Themen wie Beschwerden, Gefühle und Veränderungen während der Schwangerschaft oder die erste Zeit mit dem Kind. Auf diese Weise können wir nicht nur die zukünftigen Mütter in ihren schwierigen Lebenssituationen nachhaltig für das Leben stärken, sondern auch ihre Kinder und die Familie.“