Neues Kooperationsprojekt des Evangelischen Kirchenkreises Herne mit dem Diakonischen Werk Herne und der Ev. Petruskirchengemeinde geht an den Start – Ziel: Begleitung und Entlastung von Alleinerziehenden bei Alltagsaufgaben, Erziehung, Schul- und Berufsausbildung – Gefördert durch die Deutsche Fernsehlotterie – OB Dr. Dudda übernimmt Schirmherrschaft
Alleinerziehende stehen in unserer Gesellschaft vor besonderen Herausforderungen. Sie haben auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen und sind überdurchschnittlich häufig von Armut betroffen. Leidtragende sind vor allem die Kinder. Das neue Projekt „HAGAR“ tritt nun an, ab Juni lebenserfahrene Ehrenamtliche gewinnen, die Ein-Eltern-Familien in Herne im Alltag unterstützen und stärken wollen. Dazu kooperieren der Betreuungsverein des Diakonischen Werkes Herne, der Evangelische Kirchenkreis Herne und die Evangelische Petruskirchengemeinde in Herne-Süd. Die Schirmherrschaft hat der Herner Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda übernommen. Gefördert wird die Initiative durch die Deutsche Fernsehlotterie. Die Auftakt-Veranstaltung fand am 27. Juni im Lutherhaus statt.
Infoflyer für Ehrenamtliche zum Download hier.
Die Statistiken sprechen eine deutliche Sprache: In Herne und Wanne-Eickel war Ende April 2024 jeder 20. Haushalt eine Ein-Eltern-Familie. Aktuell leben in 3755 von insgesamt rund 79.000 Haushalten ein oder mehrere Kinder mit einem Elternteil. 63 Prozent der Ein-Eltern-Familien haben ein Kind, 26 Prozent zwei Kinder. In jedem fünften Haushalt leben fünf Kinder. Neun von zehn Alleinerziehenden sind weiblich. Jede zehnte Alleinerziehende ist zwischen 19 und 25 Jahren alt. Jede fünfte Alleinerziehende hat keinen Berufsabschluss. Jede zweite Ein-Eltern-Familie muss mit einem Haushaltseinkommen unter 1.700 Euro auskommen.
Einführungskurs macht Ehrenamtler fit
„Diese Zahlen zeigen, wie dringend Projekte benötigt werden, die die Lebenssituation von Alleinerziehenden quartiersnah verbessern, indem sie den Ein-Eltern-Familien individuell soziale Unterstützung anbieten“, sagt die Pfarrerin Dr. Zusanna Hanussek vom Evangelischen Kirchenkreis Herne. Sie hat das zunächst auf drei Jahre angelegte Projekt HAGAR ins Leben gerufen und die Leitung übernommen. Hanusseks Idee war es, Alleinerziehende mit Kindern aus dem nahen Umfeld mit lebenserfahrenen Ehrenamtlichen im Lutherhaus der Petruskirchengemeinde zusammenzuführen. Dr. Hanussek: „Wir suchen Frauen und Männer, die mit beiden Beinen im Leben stehen. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Wir machen die Interessierten in einem Einführungskurs fit für die Aufgabe. Was zählt, ist Interesse und Zeit, den Alleinerziehenden im Alltag Unterstützung anzubieten, zum Beispiel beim Umgang mit Ämtern, bei den Schularbeiten oder bei der Haushaltsführung. Unser Ziel ist es, die Lebenssituation der Betroffenen nachhaltig zu verbessern unter dem Motto ,Raus aus der Bürgergeld-Falle`.“ Willkommen seien alle Alleinerziehenden, unabhängig von Geschlecht, Alter, Religion oder Herkunft.
Ergänzung und Partner des innerstädtischen Netzwerks
Koordiniert wird HAGAR seit Projektstart am 1. Mai 2024 von der Diplom-Sozialpädagogin Annika Tegeler aus Herne. Die Mutter eines Sohnes bringt ihre Erfahrung als ehemalige Leiterin einer Kindertageseinrichtung in das Projekt ein. Aktuell stellt sie HAGAR in den umliegenden Kindertageseinrichtungen und Familienzentren sowie im Netzwerk der bereits vorhandenen Hilfs- und Bildungsangebote für Alleinerziehende vor – von der Agentur für Arbeit über die Gleichstellungsstelle bis hin zur VHS Herne. Annika Tegeler betont den partnerschaftlichen Ansatz des Projekts: „Wir verstehen uns als Teil und Ergänzung der bestehenden Hilfsangebote und sind schon sehr gespannt auf den Austausch mit den Akteurinnen und Akteuren.“
„Jetzt kommt wieder Leben in die Bude“
Auch die Evangelische Petruskirchengemeinde freut sich über den Trubel im lange Zeit eher stillen Lutherhaus an der Lutherstraße 1 in Herne-Süd. „HAGAR bringt wieder Leben in die Bude“, sagen die Werner Hütter und Werner Gießmann, Presbyter der rund 5.000 Mitglieder starken Gemeinde. HAGAR mache deutlich, dass die Gemeinde ein Ort der Nächstenliebe und der Solidarität für Menschen in Not sei. Geplant sei, das Projekt im nächsten Gemeindebrief bekannt zu machen, um interessierte Gemeindemitglieder über das Ehrenamt zu informieren und für eine Teilnahme zu gewinnen.
Foto oben: Herbert Dominik / Diakonisches Werk Herne