Ein Jahr Wohnpark Hermann Löns: Unter diesem Motto lud das Diakonische Werk Herne zum großen Sommerfest ein. Mitte Juni verwandelte sich die Außenanlage an der Hermann Löns-Straße in einen zünftigen Biergarten mit Grillwurst, frisch gezapftem Pils und viel Musik.
80 Mieterinnen und Mieter haben nach rund zweijähriger Bauzeit im Diakonie-Wohnpark Hermann Löns ein Zuhause gefunden, darunter 24 Menschen mit Demenz im Alter zwischen 71 und 93 Jahren in zwei ambulant begleiteten Wohngemeinschaften. Das im Herzen Hernes gelegene Wohnprojekt umfasst außerdem 45 barrierefreie Wohnungen und hat für mittlerweile mehr als 25 Personen zukunftssichere Arbeitsplätze geschaffen. Ein schick eingerichteter Begegnungspavillon kann seit Mai von der Mieterschaft gegen eine kleine Gebühr für private Feste und Veranstaltungen gebucht werden. „Der Wohnpark ist zu einem Zuhause für die Mieterinnen und Mieter geworden, die hier noch einmal ein neues Leben angefangen haben“, sagt Anette Pehrsson, beim Diakonischen Werk zuständig für Wohnen mit Service, bei der Eröffnung des Festes. Sie vertritt an diesem Tag den erkrankten Geschäftsführer des Diakonischen Werkes Herne, Jörg Kasbrink. Anette Pehrsson kennt jeden Mieter hier persönlich und weiß: „Eine Gemeinschaft ist dabei zu entstehen, eine gute Nachbarschaft und ein gutes Miteinander. Erste Kontakte tragen Früchte.“
Gesucht und gefunden
Vor ihrem Kuchenteller sitzen Helga (88) und Ursula (93) mit Helgas Tochter Renate (64) in der Sonne beieinander. Die beiden Seniorinnen – die eine Bergmannswitwe und viele Jahre Lebensmittelverkäuferin, die andere Modistin mit schmaler Rente – sind seit Ende 2023 Mieterinnen in der Demenz-Wohngemeinschaft. Dort sind sie sich zum ersten Mal begegnet, heute sind sie Freundinnen: „Wir haben uns gesucht und gefunden.“
Die richtige Entscheidung
Als die Augen ihrer Mutter Helga immer schlechter wurden, sie immer häufiger über Einsamkeit klagte und ein Leben allein in der Wohnung nicht mehr möglich war, suchte Renate gezielt nach einem Platz in einer Demenz-Wohngemeinschaft: „Ein Pflegeheim kam für uns nicht in Frage.“ Über Freunde erfuhr sie vom Wohnpark Hermann Löns, besorgte sich in Windeseile einen Besichtigungstermin – und machte sofort Nägel mit Köpfen. Ihre Mutter besucht sie nun jeden Tag und weiß sie für den Rest der Zeit in Gesellschaft und guten Händen: „Die Entscheidung, hier einzuziehen, war genau die richtige.“
Akkordeonmusik zum Kaffeetrinken
Nebenan bewegt sich Rolf Monreal von Tisch zu Tisch. Auf seinem Akkordeon gibt er Schlager und Volksmusiken zum Besten. Hier wird mitgesungen, dort geschunkelt. Bei Kaffee und selbstgebackenem Kuchen erhebt sich lebhaftes Stimmengewirr. Die prachtvolle Giotto-Torte von Pflegedienstleiterin Stefanie Primke wird besonders bewundert. Das Kronenkreuz der Diakonie prangt darauf, die Buchstaben HLWP über dem Kreuz stehen für Hermann Löns Wohnpark, – viel zu schade zum essen.
Zentrale Lage ist ein Riesenvorteil
Den besten Blick auf das Sommerfest hat Reinhard Nieberg von seiner sonnigen Dachterrasse aus. Seit März 2023 wohnt er auf 84 Quadratmetern an der Hermann Löns-Straße. Viele Jahre arbeitete der Stadtplaner als Stadtbaurat in Lauenburg an der Elbe, im Ruhestand kehrte Nieberg in seine alte Heimat zurück. „Ohne Wenn und Aber“ sei der Wohnpark Hermann Löns für ihn der passende Standort: „Alles richtig gemacht!“ Die Service-Wohnung sei top ausgestattet, die Nachbarn seien sehr nett, sagt Nieberg. Was er besonders schätzt, ist die zentrale Lage. Zur U-Bahn sind es nur wenige Minuten zu Fuß.
Attraktiver Nix aus Gemeinschaft, Komfort, Service und Sicherheit
Gegen 17 Uhr sind die Bierzeltgarnituren auf der Wiese des Wohnparks fast vollständig besetzt. Grillduft zieht über das Gelände. Die Servicekräfte eilen mit Bratwurst, Steaks, Kartoffel- und Krautsalat an die Tische, immer öfter ist auch mal ein Bierchen oder ein Gläschen Wein dabei. Wer nicht herunterkommen mag, schaut dem Treiben vom Balkon aus zu. Mieterinnen und Mieter der Demenz-Wohngemeinschaften, die noch fit genug sind, kommen auf die Wiese und suchen sich in der Menge ein Plätzchen auf der Bank. Wer ist in der Demenz-WG zuhause, wer lebt in einer barrierefreien Service-Wohnung? Das ist für Außenstehende nicht erkennbar. „Genau so soll es doch sein,“ sagen Nejla Horuz und Matthies Krietenbrink, die die häusliche Pflege und die Hauswirtschaft im Wohnpark verantworten. Trotzdem halten sie die Gästeschar unauffällig im Auge. Sie wissen, wer gern mal „ausbüxt“, und sie reagieren sofort, wenn jemand auf dem Weg zur Toilette die Orientierung zu verlieren droht. Es ist diese entspannte Mischung aus Komfort, Service und Sicherheit, die den Wohnpark Hermann Löns attraktiv macht, sagt Anette Pehrsson.
Bauherrengemeinschaft freut sich über funktionierendes Konzept
Auch die Bauherrengemeinschaft Scheibe ist zum Fest gekommen – vertreten durch den Senior Arnold Scheibe, seine Tochter Christiane Burghardt und seinen Sohn Arnd Scheibe. Zufrieden blickt Arnold Scheibe auf die entspannte Festgesellschaft: „Unser Konzept funktioniert. Der Bedarf nach hochwertigem, stadtnahem Wohnraum für die ältere Generation ist enorm groß. Als Bauherrengemeinschaft sind wir sehr froh, dass wir hier in Herne ein Angebot schaffen konnten, das den Wünschen der Menschen entspricht.“
Zum Abschluss singt der Shanty-Chor
Hinter Arnold Scheibe nimmt der Shanty-Chor Castrop-Rauxel Aufstellung. Die Mitglieder im blauen Satin-Hemd mit Abzeichen bilden mit Seemanns- und Volksliedern um 18 Uhr den Höhepunkt des Sommerfests. Der Kontakt zum Chor ist durch die Ehefrau eines WG-Mieters zustande gekommen. Über sechs Jahrzehnte hat das Paar alles gemeinsam gemacht. Auch ihr Hobby – das Singen im Shanty-Chor – haben sie geteilt. Ein brutaler Überfall löste bei dem Ehemann einen schweren Demenz-Schub aus, nun lebt er in der Demenz-WG. Für das Sommerfest hat ihm seine Frau ein blütenweißes Satin-Hemd mit dem Shanty-Wappen übergezogen. Stolz sitzt er in der ersten Reihe vor dem Chor, singt die altbekannten Lieder aus voller Kehle mit. Drei Tage in der Woche verbringt die Ehefrau viele Stunden in der WG. Sonntags lädt sie alle, die Lust haben, zum Liedersingen ein. Liebevoll legt sie ihrem Mann die Hand auf die Schulter, das beruhigt: „Wenn er nicht zu mir kommen kann, dann komme ich eben zu ihm. So gehört sich das doch nach 64 Jahren Gemeinsamkeit.“
Unser Bild:
Auf gute Nachbarschaft: 80 Mieterinnen und Mieter des Diakonie-Wohnparks Hermann Löns feierten Mitte Juni das ein-jährige Bestehen mit einem großen Sommerfest. Christiane Burghardt, Arnd Scheibe und Arnold Scheibe (Bauherrengemeinschaft Scheibe), Anette Pehrsson (Servicewohnen Diakonisches Werk – DW), Matthias Krietenbrink (Pflegedienstleitung DW), Andrea Heimann (Geschäftsführung DW) und Sabine Kampmann (Wohnberatung DW) feierten mit. Foto: Diakonisches Werk Herne